Der Anschlag in Wien am 2.11.2020 durch einen Täter, der vorzeitig aus einem österreichischen Gefängnis entlassen worden war, veranlasst uns zu einer Schilderung der aktuellen Situation in den Berliner Justizvollzugsanstalten (JVAen):

Ebenso wie die Berliner Bevölkerung setzen sich auch die Insassen in den Berliner JVAen aus einer Vielzahl von Nationalitäten zusammen, wobei weitgehend versucht wird, den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden (Ernährung, Seelsorge etc.).

Eine vergleichsweise große Zahl der Insassen ist islamischen Glaubens, und deshalb finden regelmäßig Besuche durch von der Vollzugsbehörde zugelassene muslimische Gefängnisseelsorger statt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass entgegen einer verbreiteten Annahme in aller Regel keine Radikalisierung in Haft stattfindet, sondern dass diese schon vorher stattgefunden hat. Es wird im Gegenteil in den Berliner JVAen versucht, eine Deradikalisierung durch geeignete Maßnahmen zu erreichen, wie zum Beispiel durch Besuche von Mitgliedern des Netzwerks VPN (Violence Prevention Network) und andere Organisationen und Maßnahmen.

Als Berliner Vollzugsbeirat sehen wir unsere Aufgabe aber auch darin, eine freie Religionsausübung in Haft zu gewährleisten, wie es das Grundgesetz für die Gesellschaft allgemein vorsieht.